Kirchenführer
St. Johann Baptist
in Straß

Harmonisch gegliederter Bau mit plastisch
gestalteter Fassade von Nordosten

GESCHICHTE

Die erste Erwähnung einer Kirche in Straß findet sich in einer Urkunde Papst Honorius III., in der er dem Kloster Elchingen 1225 sämtliche Güter bestätigt, die bereits seit ungefähr 100 Jahren in seinem Besitz waren, darunter auch eine Marienkirche in Straze. 1413 wird von der Pfarrkirche St. Johann Baptist berichtet. Der Patrozinienwechsel dürfte auf die Wüstung einer Kleinsiedlung samt Kirche in der Nähe des Lohhofs zurückgehen. Der Name der abgegangenen Taufkirche, die wohl für das ganze untere Rothtal zuständig war, wurde in die Kirche des Ortes übertragen. Im Markgrafenkrieg brannte die Kirche zusammen mit 30 Häusern 1552 nieder. Erst nach Einschalten des Augsburger Bischofs ließ das Kloster als Bauherr die Kirche 1560 wieder aufbauen. Bereits 1736 wird sie als klein, eng und baufällig bezeichnet, sodass der Elchinger Abt Amandus Schindele (1740-1763) die ruinöse Pfarrkirche völlig abbrechen und von Grund auf 1746- 1748 neu erbauen ließ. Die Grundsteinlegung der heutigen Kirche erfolgte im Mai 1746, schon Ende 1746 stand der Rohbau, der Innenausbau erfolgte ab März 1747. Am Fest der Kreuzerhöhung, dem 14.September 1747, konnte das Turmkreuz auf dem fertig gestellten Turm, dessen unterer Teil aus der Vorgängerkirche stammt, aufgerichtet werden. Damit waren die wesentlichen Bauarbeiten abgeschlossen, Einrichtungsgegenstände kamen in den Folgejahren hinzu. Der Augsburger Weihbischof Johann Jakob von Mayr weihte die neue Kirche am 10. September 1748.

Wappen des Elchinger Abtes Amandus Schindele,
Erbauer der Kirche, am Chorbogen

Typische Elemente des Rokokostucks: Rocaillen, Blumenschnüre und Putten auf gegliedertem Sims

BAUMEISTER, KÜNSTLER UND HANDWERKER

Architekt und Baumeister ist Johann Wiedemann aus Ehingen, ein Mitglied der Barockbaumeisterfamilie Wiedemann aus Unterelchingen. Den qualitätvollen Stuck schuf Franz Xaver Feichtmayr d.Ä. aus der bekannten Wessobrunner Stuckatorendynastie. Den Bildschmuck, die Deckenfresken, die drei Seccobilder an der Orgelbrüstung und die beiden Tafelbilder der Seitenaltäre, malte Joseph Wannenmacher aus Tomerdingen. Das Hauptfresko und die Tafelbilder tragen seine Signatur. Der Hochaltar stammt aus dem im Zuge der Säkularisation aufgelösten und abgebrochenen Benediktinerkloster Fultenbach bei Wertingen und kam 1816 in unsere Kirche. Die symmetrisch angeordneten Engelsfiguren werden dem Dillinger Bildhauer Joseph Anton Libigo zugeschrieben, der seit 1713 als Pater Anselm im Kloster Fultenbach lebte. Der Weißenhorner Maler Konrad Huber malte das Hochaltarbild und den Kreuzweg. Die älteste Kleinplastik ist eine Pieta aus der Zeit um 1500, die gekrönte Mutter Gottes mit dem Jesuskind auf dem Arm wurde ca. 1610/1630 in der Werkstatt von von Christoph Rodt geschnitzt. Christus in der Ruh in der Nische des linken Seitenaltars und die Taufgruppe auf dem Taufstein und andere Holzplastiken, die nicht immer ausgestellt sind, entstanden im 18. Jahrhundert. Der muschelförmige Taufstein aus rötlichem Marmor wird in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert. Die Orgel mit neubarockem Prospekt und 14 klingenden Registern baute Willibald Siemann in München. Sie wurde 1901 aufgestellt. Die älteste der vier Glocken, eine 350 Kilogramm schwere Bronzeglocke, wurde 1609 von Hans Braun in Ulm gegossen.

Chorfresko mit den beiden Kirchenpatronen in der Glorie, umgeben von musizierenden und singenden Engeln

Langhaus mit frühbarockem Hochaltar und
spätbarocken Seitenaltären

DAS BILDPROGRAMM

Das Bildprogramm der Fresken, Secco-und Tafelbilder ist ganz auf die beiden Kirchenpatrone abgestimmt: Johannes den Täufer und den Nebenpatron Johannes den Evangelisten. Die Darstellung der Täufervita spannt sich von der Geburt (Orgelbrüstung) über das öffentliche Auftreten am Jordan (im vorderen Deckenfresko), wo er alle Menschen zur Umkehr aufruft, bis zum gewaltsamen Tod durch Enthauptung (Sakristeifresko). Die Kartuschenbilder in den oberen Langhausecken veranschaulichen symbolisch die religiöse Bedeutung des Täufers als Wegbereiter für den Messias. Johannes der Evangelist sitzt als Lieblingsjünger Jesu beim letzten Abendmahl dicht an seiner Seite (linker Seitenaltar), und er stützt die Mutter Jesu bei der Kreuzabnahme (rechtes Altarblatt), für die er nun zum “Sohn” wird. Das hintere Deckenfresko zeigt den Evangelisten bei seiner großen Endzeitvision auf der Insel Patmos. Die Eckkartuschen im Chorraum beziehen sich symbolisch auf die Bedeutung des Evangelisten. Zwischen den beiden Deckenfresken sind in brauner Tonmalerei die Martyrien der beiden Patrone dargestellt: vom Eingang aus links gesehen die Enthauptung des Täufers, rechts Johannes der Evangelist im Kessel mit siedendem Öl. Vereint sind beide Patrone in einer bewegten und heiteren Himmelsvorstellung im Rund des großen Chorfresko, das von zahlreichen musizierenden und singenden Engeln eingerahmt ist. Auf Wolken schwebend, begleitet von Engeln, schauen sie die Herrlichkeit des dreifaltigen Gottes und Maria als Mittlerin.

Eine ausführliche Beschreibung finden Sie im gedruckten Strasser Kirchenführer, der in der Kirche ausliegt und für € 2,50 erworben werden kann.
Noch umfassender über die Kirche und Pfarrei informiert Sie die Strasser Chronik von Anton Aubele.